veröffentlicht am: 13. Oktober 2025|5 min Lesezeit|
A person bringing Amazon Fresh and holing it into the camera. Realistic, cover shoot, hazelblatt. the paper bag with the Amazon Fresh logo is in the middle and in the foreground. The person holding it hold holds it straight into the camera. the background is blurred. The Bag is being held in front of the face of the person holding it into the camera so no face is recognizable

Amazon Fresh verändert den Handel: Was Hersteller jetzt beachten sollten

Amazon spinnt sein eigenes Netz eines modernen Online-Lebensmittelhandels.

Was früher wie eine simple Lieferung von Bio-Äpfeln, Hafermilch und Batterien aussah, ist heute Teil einer ausgeklügelten regionalen Fulfillment-Strategie. Ein Beispiel aus den USA: Eine Kundin in Austin, Texas, bestellt über Amazon Fresh, zwei Stunden später steht alles vor ihrer Tür. Bequem für sie, aber vor allem ein Zeichen dafür, wie Amazon Fresh die Supply Chain des Einzelhandels digitalisiert und regionalisiert. Viele Hersteller (1P Seller) arbeiten noch mit nationalen Lagerstrategien, doch Amazons System orientiert sich in den USA zunehmend um. Lager, Retouren, Preisgestaltung und Sichtbarkeit hängen heute zum Teil vom regionalen Standort der Ware ab. Wer das ignoriert, verliert Umsatz und Sichtbarkeit auf Amazon.

In diesem Beitrag kläre ich dich auf, was hinter Amazon Fresh steht und wie FMCG-Brands und Hersteller ihre Marge und ihr Geschäft anpassen können.

Was ist Amazon Fresh und wie funktioniert es?

Amazon Fresh ist Amazons Online-Service für frische Lebensmittel, Haushaltsprodukte und Alltagsartikel.
Bestellungen erfolgen online, die Lieferung erfolgt meist am selben Tag oder innerhalb eines zwei Stunden-Fensters (in den USA).
Der Service war ursprünglich exklusiv für Prime-Mitglieder, inzwischen können auch Nicht-Prime-Kunden – je nach Region – bestellen.
Preise, Sortiment und Lieferfenster unterscheiden sich jedoch lokal.

Amazon betreibt mehrere Lebensmittel-Brands

Was gehört alles zu Amazon und was zu Amazon Fresh. Amazon Fresh ist eine Unterkategorie des Onlinemarktplatzes Amazon. Unter Amazon Fresh finden sich noch weitere Marken die Amazon selbst herstellt oder aufgekauft hat. Dazu gehören Whole Foods Markets, als Stationärer Handel, Amazon Go, als kleinere urbane Einkaufsmöglichkeiten. Amazon Fresh, als eigene Markte und Storefront für Eigenmarken wie Amazon Grocery.

Amazon ist längst kein reiner Onlinehändler mehr. Das Unternehmen betreibt vier unterschiedliche Grocery-Modelle, die parallel laufen:

  • Amazon Fresh: Standardlebensmittel und Haushaltsartikel
  • Whole Foods Market: Premium-, Bio- und Lifestyle-Produkte
  • Amazon Go: kassenloses Einkaufen in urbanen Mini-Stores
  • Amazon Grocery: die neue Eigenmarke, eingeführt im Oktober 2025, um breitere Massen zu bedienen

Jede dieser Plattformen hat eigene Logistiknetzwerke, Datenstrukturen und Preisstrategien. Für Marken bedeutet das: Wer auf Amazon erfolgreich sein will, muss seine Lager- und Preisstrategie regional ausrichten und verstehen, wie Sichtbarkeit im Fresh-System funktioniert.

GEO-Strategie: Wo wächst Amazon Fresh und wo nicht?

Wie hat sich Amazon Fresh als Lebensmittel-Onlineshop und Lieferant in den USA, UK und DACH region geschlagen? In den USA ist eine steile Kurve seit 2018 zu verzeichnen. In den UK sackte die Kurve nach dem Flop der Amazon Fresh Stores im stationären Handel ab. In Deutschland gab es lediglich 3 Metropolregionen in denen Amazon Fresh als Online-Essens Lieferant agierte - Berlin, München, Hamburg. Jedoch beendeten sie das Vorhaben dieses Jahr.

In den USA wächst Amazon Fresh rasant

Der Service ist bereits in über 1.000 Städten verfügbar, und bis Ende 2025 sollen es 2.300 Städte sein. In Metropolregionen wie New York, Chicago oder Los Angeles ist Same-Day-Delivery längst Standard.

Amazon Fresh im UK

2025 schloss Amazon seinen gesamten stationären Handel. Insgesamt 19 Amazon Fresh Stores vielen darunter. Fünf von ihnen wurden in Amazons Whole Foods Market umgebaut (Amazon to Shutter Fresh Stores in the UK, Focus Instead on Whole Foods, Grocery Delivery – Retail TouchPoints). Amazon konzentriert sich darauf seine Whole Foods Markets auszubauen und Partnerschaften mit etablierten Online Grocery Delivery Diensten zu knüpfen.

Amazon Fresh im DACH Markt

In Deutschland beendete Amazon 2024 den Fresh-Service in Berlin, Hamburg und München. Hier stößt Amazon auf bereits stark entwickelte Handels- und Lieferketten-Strukturen. Das machte es Amazon schwer Fuß zu fassen. Nichtsdestotrotz plant Amazon hier keinen kompletten Ausstieg aus dem FMCG-Geschäft.

Fazit für Vendoren:
Amazon denkt global, agiert aber regional. Erfolg bedeutet, auf lokale Nachfrage und Fulfillment-Zonen zu reagieren.

Was kostet Amazon Fresh?

Prime-Mitglieder zahlen in den USA rund 9,99 USD pro Monat, um das gesamte Fresh-Sortiment zu nutzen. Sprich die 9,99 USD kommen auf die monatliche/jährliche Prime-Gebühr obendrauf.
Dafür erhält man Zugang zu einem großen Sortiment an Markenprodukten, Frischwaren, Tiefkühlartikeln und Same-Day-Lieferungen.
Je nach Region können jedoch zusätzliche Liefergebühren oder Mindestbestellwerte anfallen.

Amazon Grocery: Die Eigenmarke im Fokus

Mit dem Launch des Rebrandings Amazon Grocery im Oktober 2025, ersetzt Amazon seine bisherigen Eigenmarken wie Happy Belly und Amazon Fresh.
Das Sortiment umfasst derzeit etwa 1.000 Produkte, die alle mindestens vier Sterne Bewertungen bei Fresh erhalten hatten.
Wichtige Fakten:

  • Kostenlos für Prime-Mitglieder
  • Fokus auf Eigenmarken statt nationale Markenprodukte
  • Verpackung und Branding tragen nun das Label Amazon Grocery

Wieso hat Amazon ihre Grocery Linie ins Leben gerufen? Laut eigenen Angaben, zeigten die reports aus dem Jahr 2024, dass Amazons Eigenmarken im Schnitt 15 % mehr Umsatz erzielten, als vergleichbare Vendor-Produkte.
(Introducing-Amazon-Grocery-A-New-Private-Label-Food-Brand-From-Amazon-Offering-Quality-Products-at-Everyday-Low-Prices – US Press Center)

Für 1P-Vendoren ist dies ein deutliches Signal: Amazon stärkt seine Eigenmarken gezielt. Das wiederum macht es für Hersteller natürlich nicht leichter mit Amazon zu konkurrieren.

Was bedeutet das für Hersteller?

Amazon hat seine Logistik von Grund auf umgebaut weg von zentralen Lagern hin zu regionalen Fulfillment-Zentren.(Amazon shifts to regional fulfillment model | Supply Chain Dive).
Für Vendoren bedeutet das:

  • Nationale Lagerstrategien funktionieren nicht mehr wie vor einigen Jahren
  • Produkte müssen in der jeweiligen Region verfügbar sein, um im Fresh-Katalog angezeigt zu werden
  • ASINs, die nicht regional gelistet sind, tauchen in der Suche gar nicht auf
  • Same-Day-Delivery ist der Standard, kein Premium-Angebot
  • Sales werden im VC unter Amazon.com verzeichnet
  • Lagerbestände werden im VC in Amazon Fresh verzeichnet
  • Unterschiedliche Vendor-Codes für die gleichen Produkte
  • Datenchaos

(How Amazon reworked its fulfillment network to meet customer demand – Amazon Science)

Landkarte der USA mit der Verteilung aller regionalen Bezirke von Amazon Fresh Logistikzentren. Nordwest, Südwest, Great Lake (Illinois, Minnesota und Co.), Texas, Southeast, Midwest, Mid-Atlantik, Northeast

Beispiel: „In stock“  aber trotzdem unsichtbar

Ein Produkt ist in Kalifornien vorrätig, aber ein Kunde in Boston sucht danach.
Er wird es nicht finden, obwohl es national „verfügbar“ ist.
Das Ergebnis: kein Verkauf, keine Sichtbarkeit, trotz augenscheinlicher Verfügbarkeit.

Darauf achten Vendor heute

Trotz modernisierter Logistik sind Fresh-Retouren noch immer schwer zu tracken.
Viele Händler können Fresh-Retouren nicht klar von Amazon.com-Retouren unterscheiden.
Die Rücksendegründe sind oft unpräzise, Zustände der Produkte werden uneinheitlich dokumentiert.
Gerade bei verderblichen oder saisonalen Waren erschwert das die Qualitätskontrolle und Margensteuerung erheblich.

Beispiel:
Für Schokoladenhersteller bspw. wird es zur neuen Herausforderung die Qualität ihrer Waren, gerade im Sommer, sicherzustellen. Das wiederum sorgt für Probleme in der Zusammenarbeit mit Amazon.

Die neue Eigenmarke Amazon Grocery ist mehr als ein Preisprojekt. Sie ist ein strategischer Schritt, um die digitale Regalfläche in der Fresh-Oberfläche zu kontrollieren.

Wer als Marke sichtbar bleiben will, muss:

  • Exklusive SKUs für Amazon entwickeln
  • Kannibalisierung durch Eigenmarken aktiv monitoren
  • Regionale Sichtbarkeit und Lagerbestände priorisieren

Mit der Ausweitung von Same-Day-Delivery auf über 2.300 Städte hat Amazon die Kundenerwartung neu definiert.
Kundinnen und Kunden erwarten sofortige Verfügbarkeit.
Produkte, die nicht schnell geliefert werden können, verschwinden in der Bedeutungslosigkeit oder profitieren lediglich von „Ich liebe diese Marke“, „Ich trinke nur Cola, keine No-Name Produkte“ oder „Ich habe das schon immer gekauft“. Sich darauf zu verlassen ist leider keine langfristige Strategie und wird nicht dabei helfen, auf Amazon wettbewerbsfähig zu bleiben.

Vendoren sollten daher:

  • Lagerbestände an regionale Nachfrage anpassen
  • Absatzprognosen auf SKU-Ebene verbessern
  • Retouren durch bessere Logistikabstimmung reduzieren

Schnelligkeit ist kein Wettbewerbsvorteil mehr, sie ist der neue Standard.

Fazit

Wer als 1P-Vendor auf Amazon erfolgreich bleiben will, muss regional denken.
Wenn dein Produkt nicht am richtigen Ort liegt, ist es unsichtbar. Wenn deine Retourendaten unklar sind, leidet deine Marge.
Das ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine strukturelle Neuausrichtung von Amazon. Marken, die jetzt auf regionale Logistik, Datentransparenz und differenzierte Strategien setzen, werden langfristig zu den Gewinnern zählen.

  • Robert Laskowski Head of Sales @AMVisor

    Dr. Robert Laskowski

    CSO

    Seit 2017 konzentriert sich Robert auf die Förderung der Vertriebsstrategie, der Geschäftsentwicklung, der Teamführung und des Umsatzwachstums bei AMVisor.

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